Geschichte der Hospizbewegung
Die ersten Hospize gründeten christliche Orden in Rom und Jerusalem. Im Mittelalter entstanden entlang der Pilgerrouten zahlreiche Hospize. Sie boten nicht nur Schutz für Reisende, sondern gaben auch Beistand für Kranke und Sterbende. Bereits 1906 betreuten Caritasschwestern in England ein Hospiz. Die moderne Hospizbewegung begründete Cicely Saunders 1967 in London mit dem St. Christopher’s Hospize. Zwei Jahre danach wurde der erste Hausbesuchsdienst zur Betreuung von Sterbenden in ihrer häuslichen Umgebung eingerichtet.
Die größte Entwicklung machte die Hospizbewegung in den 1970er Jahren in den USA, initiiert durch die Schweizer Ärztin Elisabeth Kübler-Ross. Vor etwa 35 Jahren hatte die neuzeitlich organisierte Hospizbewegung in Deutschland Fuß gefasst. Auch in Niedersachsen entwickelte sich die Hospizkultur stetig als eine weitgehend von Ehrenamtlichen getragene Bürgerbewegung. Über 11.000 Frauen und Männer aus allen gesellschaftlichen Bereichen setzen sich heute für eine Enttabusierung des Sterbens ein. Tod und Trauer werden wieder in das Alltagsleben eingebunden.
Aus anfänglich losen Verbünden von Vereinen und Initiativen entstanden in Deutschland überregionale Arbeitsgemeinschaften, die inhaltliche Perspektiven der Hospizarbeit entwickelten:
- Aufbau von Strukturen für ambulante und stationäre Hospizarbeit
- Integration des Hospizgedankens in bestehende Einrichtungen wie Krankenhäuser und Altenpflegeheime
- Qualifizierung der Hospizarbeit
- Gründung von einheitlichen Interessenvertretungen z.B. Hospiz Landesarbeitsgemeinschaft Niedersachsen und Deutscher Hospiz und Palliativ Verband e.V.
- Schaffung von rechtlichen Rahmenbedingungen
Besonders durch die organisatorische und finanzielle Unterstützung der großen christlichen Kirchen entstanden in Deutschland immer mehr ambulante Hospizdienste, Tageshospize, Hospize und Palliativstationen. Jüngst entwickelten sich in allen Bundesländern interdisziplinäre Palliativ Care Teams und Hospiz und Palliativ-Stützpunkte, gefördert durch die von der Politik geschaffenen notwendigen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen.
Inzwischen scheint sich die bürgerschaftlich getragene Hospizbewegung in einen palliativen Versorgungsmarkt zu wandeln. Ökonomisierung und Professionalisierung nehmen zu. Die Hospizarbeit wird abhängig von Standards, Qualitätskontrollen und Zertifizierungen.
Unser Grundgedanke ist jedoch nach wie vor, Zugang zu Menschen in ihrer größten Lebenskrise zu bekommen. Der Mensch wird in seiner Ganzheit gesehen, mit seiner eigenen Geschichte, seinem Umfeld und der derzeitigen Situation. Wir bieten Beistand und Hilfeleistungen an, die sich an den tatsächlich wahrgenommenen Bedürfnissen der Schwerstkranken und Sterbenden und nicht an den Verbandsinteressen orientieren.